Neulich…

Neulich…

…durfte ich mit einer Klientin arbeiten, die akut an einem körperlichen Thema leidet. Und das ist nicht klein, könnte lebensbedrohend sein. Daher kommt sie, so oft sie kann, vor allem, wenn die Emotionen sie zu überschwemmen drohen.

Vorbildlich ist ihre Einstellung:

„Ich habe diese Krankheit durch irgendeine innere Haltung, durch bestimmte einschränkende Einstellungen selbst kreiert, muss einige Male zu oft über meine eigentlichen Bedürfnisse hinweggegangen sein. Also ist meine Logik: wenn ich herausfinde, was genau das ist/war, kann ich daran arbeiten, diese Einstellungen, Glaubenssätze, Prägungen zu überwinden bzw. aufzulösen. Und dann MUSS der Körper folgen.“

Das wäre für viele eine sehr radikale Form, mit einer körperlichen Erkrankung umzugehen. Für diese Klientin ist sie in der Tiefe ihres Herzens genau richtig. Natürlich überfallen sie Ängste, wenn es einsame, dunkle Nacht ist, natürlich hat sie Zweifel, ob sie auf dem richtigen Weg ist, natürlich kommt sie immer wieder an den Punkt, dass sie verzweifelt aufgeben möchte.

Aber: sie sucht sich immer wieder Hilfe.

Ich bin nicht die einzige, die sie begleitet. Es gibt einen Arzt, der darin Erfahrung hat, Menschen nicht nur auf ihren Körper zu reduzieren, es gibt mediale Lebensbegleiter, die ihr Informationen aus der Großen Chronik geben können, um ihre Bewusstwerdung zu unterstützen, es gibt zugewandte Freundinnen, die einfach da sind.

Meine Aufgabe scheint es zu sein, sie immer wieder mit sich selbst in Verbindung zu bringen, denn im Alltag lauern die vielen, kleinen und größeren Gefahren, sich selbst aus den Augen zu verlieren. Vor allem bei jahrelanger Gewohnheit ist es keine leichte Aufgabe, das zu verändern. Also schaue ich auf sie und meistens ist das erste, was ich sage: „Wo bist du gerade?“

Neulich war sie also wieder einmal da und nach einigem Vorgespräch kamen wir überein, dass ich sie „rollerte“*. Dabei entdeckten wir eine eingeschlossene Emotion „Wut/Zorn“. Merkwürdigerweise musste ich aber immer bei der Behandlung hysterisch lachen, wobei mir dieses Lachen aber nicht aus dem Herzen kommen wollte, sondern irgendwo in der Brust festhing. Im Prozess des Rollerns hatten wir schon die Information bekommen, dass der Ursprung für diese eingeschlossene Emotion im Alter zwischen 1 und 2 Lebensjahren lag.

Nachdem ich nun mehrfach mit diesem verkappten, hysterischen Lachen in Kontakt gekommen war, erschien ein inneres Bild: ich sah ein kleines Kind in dem besagten Alter, das ein wenig tapsig läuft, noch ungeschickt Dinge berührt, Gesagtes der „Großen“ falsch deutet. Und unmittelbar war ich mit dem kleinen Kind verbunden: ja, das amüsiert die „Großen“, sie lachen über das Kind, vielleicht ein wenig mit dem Kind. Das Kind versteht: ah, hier gibt es etwas zu lachen – und es versucht, mit zu lachen. Aber gleichzeitig ist es unglücklich, weil es als einzige noch so ungeschickt ist und ihm nicht alles so gelingen will. Das heißt: eigentlich ist es frustriert, vielleicht aber in diesem zarten Alter auch schon wütend über das Lachen, denn das geht ja auf seine Kosten.

Mir leuchtete ein solcher oder ähnlicher Zusammenhang emotional sofort ein. Als ich dieses innere Bild mit der Klientin teilte, liefen sofort die Tränen und die Wut konnte freigesetzt werden, die offenbar mehr als 50 Jahre lang eingeschlossen war. Welch eine Erlösung!!!

Wir konnten danach weiter an wichtigen Emotionen arbeiten und konnten uns am Ende sehr befreit für diesen Tag verabschieden.

Und ich bin sicher, dass sie wieder einige Mosaiksteinchen für ihre neue Gesundheit zusammengetragen und vereint hat.


* http://www.allerleyraum.de/rollern.html

©Sylvia Götting, Blumenstr.9, 50259 Pulheim, www.allerleyraum.de

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