Humor…

…ist, wenn … ihr wisst schon…

Neulich…

…beim Inneren-Kind-Seminar, fünf intensive Tage zusammen in einer Gruppe in der Arbeit mit den schwierigsten Themen, mit denen wir uns auseinandersetzen können: die Prägungen durch Mama und Papa.

Die TeilnehmerInnen sind im Alter zwischen Mitte Dreißig und Ende Siebzig. M., eine attraktive, zierliche Mitt-Siebzigerin, ihres Zeichens Künstlerin, um nicht zu sagen, Diva, kommt, wie immer, zu spät. Die Nerven der anderen TeilnehmerInnen sind schon ein wenig strapaziert. Ich möchte nicht anfangen, denn viele der Übungen basieren auf Arbeitseinheiten, die man zu zweit oder zu dritt durchführt.

Auftritt: M. – mit einer Viertelstunde Verspätung.

Wir alle atmen auf und denken, sobald M. sitzt, kann es losgehen. Wir beobachten, wie M. sich wie eine Katze oder ein Hund dreimal um sich selbst dreht,  etwas zu trinken neben sich bereit stellt, Stift und Schreibblock ausbreitet, hier ein Kissen und dann noch dort eine Decke platziert. Sie ist in einer Zeit Kind gewesen, wo es wenig zu essen gab und wo sie viel gefroren hat. Wir haben Verständnis. Endlich nimmt sie Platz – und springt im nächsten Moment wieder auf, verlässt den Raum mit den Worten: „Ich bin gleich wieder da!“.

Wir schauen uns alle verdattert an, die Geduld und die Nachsicht lassen spürbar nach und ich überlege, ob ich mich jetzt an den Kopf fassen, in eine innere Ohnmacht fallen oder wütend werden soll. Entscheide mich dann, das Ganze mit Humor zu nehmen. Schont die Nerven und dient der Gruppendynamik mehr. Die Gruppe ist eh schon so eine explosive Mischung aus hochtraumatisierten Inneren Kindern.

Daher rette ich mich in den Satz: „Mal sehen, welche Zeiteinheit bei M. „gleich“ bedeutet!“, und schaue schmunzelnd auf die Uhr. Zehn (!) Minuten später ist M. auch schon zurück: sie hatte ihre Malsachen noch im Auto gelassen. Die Gruppe grinst – und wir können endlich beginnen.

Eine kleine Intervention, die es aber möglich macht, nicht nur ohne Diskussion, sondern heiter und mit Lachfältchen in das eigentliche Thema einzusteigen.

Fünf Tage später verabschieden sich erleichterte, bereicherte, befreite Innere Kinder mit ihren äußeren Erwachsenen quasi an der Hand fröhlich in ihren Alltag.

Etwa vier Wochen später:

  1. M. besucht eine andere Veranstaltung in meiner Praxis. Sie guckt mich an und sagt: „Sag mal, Sylvia, wann machst du denn mal wieder so ein schönes Lachseminar wie neulich?!“


©Sylvia Götting, Blumenstr.9, 50259 Pulheim, www.allerleyaum.de

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