Neulich…
…traf ich eine Klientin, mit der ich vor einiger Zeit mal eine Aufstellung
wegen ihrer Sorge um ihr ungeborenes erstes Kind durchgeführt hatte.
Damals war sie sich nicht sicher gewesen, ob alles gut gehen würde, weil
es in der Familie mehrere Fälle von Fehlgeburten oder auch schweren
Geburten und deren Folgen gegeben hatte. Und ihr ging es in den ersten
Wochen der Schwangerschaft auch nicht gut.
Als wir uns trafen, war der Sohn inzwischen schon ein Jahr alt und
putzmunter. Die Geburt war sicher kein Spaziergang gewesen, aber doch
insgesamt gut verlaufen.
„Kannst du dich erinnern?“, fragte sie mich.
Eine Frage, die nach Aufstellungen für mich in der Regel nur schwer zu
beantworten ist, da ich, wie ja bereits bekannt, ein „gutes“ Gedächtnis
habe: Alles, was nicht zum Überleben notwendig ist, wird recht bald in die
hintersten Winkel des mentalen „Festplattenspeichers“ verschoben. Was
nicht heißt, dass die Erlebnisse nicht wieder an die Oberfläche der
Erinnerung gelockt werden können.
Nun ja: Ich konnte mich natürlich an unsere Zusammenarbeit erinnern
und auch noch an das Thema. Aber an nur wenige Details.
„Damals hast du auf dem Platz von unserem Kind gestanden, damit wir
sehen konnten, wie es ihm ging. Und irgendwann hast du innegehalten
und gesagt: ‚Ich glaube, ich heiße Johannes'“.
DAS hatte ich tatsächlich völlig aus dem Gedächtnis verloren. Obwohl eine
solche Information nicht typischerweise in Aufstellungen „durchkommt“.
„Und ich dachte damals nur: O, wie schrecklich, diesen Namen mag ich
überhaupt nicht.“
Autsch, tja, was soll man in solch einem Moment sagen?
„Aber“, fuhr sie fort, „weißt du, welchen Namen er bekommen hat?“
???
„Er heißt Janis!“ – Ich schaute sie verwundert an.
„Ja, das war der Wunsch von meinem Mann, dem ich mich auch sehr
gerne angeschlossen habe. Und du glaubst nicht, wie erstaunt ich war, als
ich erfuhr, dass dies eine Abwandlung von dem Namen ‚Johannes‘ ist! Ist
das nicht verrückt?“
©Sylvia Götting, Blumenstr.9, 50259 Pulheim, www.allerleyraum.de