Stress mit dem Chef

Neulich…

…erzählte mir eine Klientin, die zwei Wochen vorher bei einem Kinesiologie-
Termin bei mir war:

„Du glaubst ja gar nicht, was sich seit der Sitzung getan hat.“

Thema war gewesen, dass sie sich quälte, mit ihrem Chef endlich mal über
einige Missstände zu sprechen. Schon länger trug sie sich mit dem Gedanken,
ihre Arbeit dort aufzugeben, wo sie war. Eigentlich machte ihr die Arbeit
Freude und im Grunde ist sie auch auf das Geld angewiesen, aber sie wusste
nicht, wie sie sich entscheiden sollte, wonach sie stattdessen schauen sollte
oder aber wie sie einige Ungerechtigkeiten, die eigentlich schon Ausbeutung
bedeuten, verändern könnte.

Schon allein bei dem Gedanken, ihren Chef darauf anzusprechen, womit sie
nicht so glücklich ist, wurden ihre Hände feucht, ihr Puls beschleunigte sich,
ihre Brust wurde eng.

So nahmen wir ihr Anliegen in die übliche kinesiologische Prozedur:
Erstmal die Klientin arbeitsbereit machen mit Hilfe von verschiedenen Tests,
ins Alter der Ursache für ihren Stress gehen und dann die entsprechenden
Korrekturen vornehmen – ein Vorgang, der in ihrem Fall etwa 20 Minuten in
Anspruch nahm. Das Gespräch vorher hatte auch etwa 20 Minuten gedauert,
um den Kern ihres Anliegens herauszuarbeiten.

„Unmittelbar nach der Sitzung hatte ich nicht das Gefühl, dass sich großartig
etwas verändert hatte. Ich war erleichtert, weil ich mich endlich getraut habe,
meine inneren Monologe mal laut auszusprechen, und zu erleben, wie
wohlwollend du auf meine verrückten Ideen reagiert hast. Aber ansonsten war
mir noch nicht wirklich klar, was jetzt passieren würde.“

Wir hatten einige Ideen entwickelt und diese getestet und u. a. hatte dabei ihr
Unterbewusstsein über ihren Körper signalisiert, dass in diesem Jahr (2013)
keine Veränderung ansteht.

„Mein Kopf war da noch gar nicht an dem Punkt, dass ich diesem Ergebnis
hätte sofort zustimmen können. Aber dann merkte ich doch, wie sehr ich
erleichtert war, für dieses Jahr noch nichts verändern zu müssen. Damit war
ich aus der unmittelbaren Bedrängnis und Anspannung raus.“

Jetzt war ich doch sehr neugierig, was sie noch erzählen würde.

„Aber dann ergab es sich gleich letzte Woche ganz automatisch im
Arbeitsablauf, dass wir auf meine Themen kamen – ich musste überhaupt nicht
erst die Initiative ergreifen und um ein Gespräch bitten. Ein Wort ergab das
andere, und ich konnte in der Situation zu mir stehen und das sagen, was ich
schon so lange auf dem Herzen hatte.“

Wow, dachte ich, wenn man bedenkt, wie sehr sie vorher blockiert war!
„Natürlich war das jetzt kein fröhliches Gespräch, und ich konnte deutlich
merken, dass er sehr betroffen war von dem, was ich sagte.“

„Konntest du das aushalten?“

„Ja, das hat mich selbst überrascht, denn eigentlich wollte ich ihm ja nicht die
Stimmung vermiesen.“

Ach ja, die berühmte „Frauenkrankheit“ (die auch Männer haben können!):
ICH bin nicht so wichtig, Hauptsache, den anderen geht es gut.
IRGENDWANN mal werde ich sicher auch mal belohnt und jemand sorgt sich
genauso rührend um mich.

„Das Beste war, dass wir am nächsten Tag gleich noch mal eine ähnliche
Situation hatten, wo wir automatisch aus den Arbeitsabläufen und notwendigen
Absprachen heraus das Thema vom Vortag wieder aufgreifen mussten. Und
wieder war es für mich ganz leicht, auch noch den Rest von dem zu sagen, was
mir schon so lange unter den Nägeln brennt.“

„Und die Stimmung?“

„Ja, was glaubst du wohl? Der Typ hatte sich offenbar gut überlegt, wie er
seine Betroffenheit für sich aufarbeitet und hatte eine klare Position mir
gegenüber, nach dem Motto: ist dein Bier.

Der Witz ist: Es war überhaupt nicht schlimm, im Gegenteil. Dadurch, dass er
einen bestimmten Standpunkt eingenommen hat, bekam ich die Erlaubnis, bei
mir zu bleiben und meine Sicht darzulegen – was mich wieder ans Ziel
brachte: er hörte sehr genau zu und begriff, dass ich über kurz oder lang
gehen werde.“

Sie schaute mich fast schon schelmisch an:
„Und das fühlt sich richtig gut an! Auch, wenn ich immer noch nicht weiß, was
genau dann auf mich wartet, aber es wird anders werden, ohne Ausbeutung
und Manipulation.“

Ich dachte bei mir:
Hier kann man gut erkennen, was durch kinesiologische Interventionen
passiert. Nicht das Problem an sich wird beseitigt – wie viele Menschen leider
naiv erwarten: ein paar kleine Tests und Korrekturen und schon ist die Welt
eine andere. Aber die innere Blockade aufgrund von Glaubenssätzen,
Schuldgefühlen und Ängsten („man tut das – nicht“, „man soll – nicht“, „man
muss“ usw.) wird ganz offensichtlich zumindest gelockert, und mit Glück ganz
aufgelöst, woraus eine neue innere Wahlfreiheit im Handeln entsteht. Das geht
gar nicht unbedingt übers Bewusstsein, sondern plötzlich verhält man sich so,
wie man es eigentlich immer schon wollte.

Und damit hat sich dann – die eigene – Welt verändert!

©Sylvia Götting, Blumenstr.9, 50259 Pulheim, www.allerleyraum.de

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner